
Projekte kritisch hinterfragen.
Freiflächen-Photovoltaik-Anlage Tiste
Bei dem im Samtgemeinderat angesprochenem Vorhaben einer PV-Anlage gegenüber
der Moorbahn Tiste handelt es sich nicht um eine PV-Anlage im herkömmlichen Sinne.
Die Anlage ist mit einem Flächenbedarf
von 50 Hektar, Raumbedeutsam.
So ist eine Ausweisung im Regionalen
Raumordnungsprogramm, wie auch im Landes-Raumordnungsprogramm erforderlich. Zusätzlich
ist die Änderung des Flächennutzungsplanes (die Ausweisung eines Sondergebietes
Solarenergie) zu beantragen.
Diesen Antrag hat die Gemeinde Tiste
an den Samtgemeinderat gerichtet.
Der Antrag wurde nach reger
Diskussion mehrheitlich abgewiesen.
Begründungen dafür sind...
- a) nicht ausreichend vorliegende
Informationen für eine Beschlussfindung.
- b) Fehlende Vorstellung des Projektes
im Fachausschuß
Der Entschluss des Rates hat hier nicht eine generelle Absage des Projektes
zur Folge, sondern fordert eine lückenlose Information im Fachausschuß. Das
ist GUT und RICHTIG.
Schon in Sachen „Biogasanlage Freetz“ und später „Biogasanlage Groß
Meckelsen“ wurden, weil es üblich ist, F-Planänderungen für solche Projekte
durchgewunken. Das mag für das Ein oder andere Projekt auch akzeptabel sein.
Dennoch sind Großprojekte genauer zu betrachten.
Klare und eindeutige Informationen sind Grundlage jeder Entscheidung.
So
sollte und muss es hier auch sein.
Ich habe gegen die Änderung des F-Planes gestimmt und sehe das Projekt durchaus
kritisch. Es ist die Aufgabe eines Mitglieds im Samtgemeinderates, das Beste für
ALLE Menschen in der Samtgemeinde zu realisieren, Tierschutz und Natur im Auge
zu behalten. Hier fehlen detaillierte Informationen zu dem Vorhaben.
Raumbedeutsame Projekte haben IMMER in irgendeiner Weise Auswirkungen auf
unser tägliches Leben. Sie müssen in das Landschaftsbild passen und wir müssen
mit Flächen behutsam und sorgfältig umgehen.
Bei einer PV-Anlage
mit einem Flächenbedarf von 50 Hektar müssen Kollisionspunkte geprüft und vor
einer Weichenstellung (F-Planänderung) Beachtung finden.
Ich stimme zu, dass es bei dem Aufbau solch einer PV-Anlage nicht um eine
Flächenversiegelung handelt. Hier kann unter den Modulen z.B. Kleegras oder
Schafweide gepflanzt werden. Eine Nutzung als landwirtschaftliche Fläche (Ackerbau/Futtergewinnung)
ist dabei in der Regel für die nächsten 30-40 Jahre ausgeschlossen und die
Fläche wird dieser Nutzungsart entzogen. Zudem muss solch eine Anlage eingefriedet
werden und wird damit auch einem Großteil der Tierwelt entzogen. Hier kann schon
von einem Flächenfraß gesprochen werden.
Ob sich die Spiegelfläche in das
Landschaftsbild einfügt, oder doch eher damit kollidiert sei dahingestellt.
Die Notwendigkeit, die Energiewende voranzutreiben birgt einen gewissen
Zwang für die Kommunen, die sich aber dennoch nicht verleiten lassen sollten,
mit Weitsicht die Auswirkungen ALLER Projekte bis ins kleinste Detail zu prüfen.
Grundsätzlich ist PV eine interessante Technologie zur Stromgewinnung. Hier
sollten alle Kommunen vorerst einmal prüfen, welche eigenen Flächen z.B. auf
Gebäuden zur Verfügung stehen und welche davon sich für eine PV-Anlage (Bsp. Bürgersolar)
zur Verfügung stellen lassen. Kommunale Neubauten sollten verbindlich nur noch
mit der Bereitstellung der Dachflächen für PV-Anlagen ausgerichtet werden. Das
wäre eine kleine Variante für einen dezentralen Netzaufbau Solarenergie in der
Samtgemeinde Sittensen, ohne den Flächenbedarf der Natur zu entziehen.
Eine Wasserstoffproduktion benötigt Strom. Ob dieser an zentraler Stelle
oder dezentral produziert werden kann, ist ebenso vor einer Entscheidung zu prüfen.
Grundsätzlich sollten für solch eine Produktionsstätte Gewerbe-/Industriegebiete
vorrangig vorgehalten werden. Wir dürfen dann eben auch nicht den Aufwand und
die Auswirkungen aus den Augen verlieren.
Den Auftrag solche Projekte kritisch zu hinterfragen und zu begleiten, sehe
ich als Pflichtaufgabe in der Ratsarbeit, lasse mich gern von Projekten
überzeugen und hoffe das wir auch im Rahmen der Energiewende eine einvernehmliche,
für alle Betroffenen, akzeptable Lösung finden.
Liebe Grüße
Thomas Kannenberg
#Kommune #ThomasKannenberg #Energiewende 'PVAnlagen